Chopin habe über alle Maßen gesanglich gespielt berichten viele Zeitgenossen. Was das aber
konkret pianistisch heißt bleibt meist im Dunkeln. Neue Quellen von Chopin-Schülern
ermöglichen nun tiefere Einblicke: Chopins kantabler Duktus war in seinem Spiel quasi
omnipräsent erzeugt durch ein umfassendes Überlegato sowie melodische auch vom Belcanto
inspirierte Hervorhebungen. Gleichzeitig wurden die nicht als melodisch erachteten Kontexttöne
oft erheblich zurückgenommen gerade in virtuosen Passagen - eine überraschende Erkenntnis die
das gesamte Klavierwerk Chopins betrifft.Die prägenden Interpretationen der letzten Jahrzehnte
entsprechen also nicht dem was Chopin ursprünglich intendierte. Die vorliegende Studie
zeichnet ein neues Bild von Chopins brillanten Werken und rekonstruiert eine höchst
eigenwillige Klanglichkeit die auf historischen wie auf modernen Konzertflügeln verwirklicht
werden kann.