Der bedeutende Künstler antwortet auf den »Anruf der Zeit«. Dies stand für den großen
Museumsmann und Kunsttheoretiker Georg Schmidt fest. Und bereits im letzten Drittel des 19.
Jahrhunderts forderten Baudelaire und Manet der Künstler müsse »modern« sein »Antwort auf die
Zeit« geben. Auch Fritz Billeter geht von der Grundthese aus dass zwischen Kunst und
Gesellschaft ein ständiger Austausch stattfindet. Er betrachtet in dem vorliegenden Essay diese
Wechselwirkung beispielhaft unter dem Aspekt des Seismografischen. So wie der Seismograf als
Instrument des Geologen Erschütterungen Verwerfungen Erdbeben aufzeichnet so macht die
seismografische Kunst auffällige Wechsel Brüche und Spannungen in der Gesellschaft bildhaft
sichtbar. Kunst als Antwort auf die Zeit. Billeter wirft in seinem Werk ein besonderes Licht
auf Künstler die die Wirkung der Atombombe und den Holocaust ins Bild zu fassen versuchten
wägt aber auch - gleichsam vorausschauend - einige Hypothesen ab wie Kunst auf die Phänomene
der Globalisierung und der digitalen Revolution antworten kann. Der Essay zeigt dass Kunst
nicht vom Himmel fällt dass Kunst nicht immer nur von Kunst kommt dass sie sich nicht einfach
in ihrer Eigengesetzlichkeit entfaltet sondern im steten Austausch mit der Gesellschaft
entsteht.