Zwischen dem Revolutionszeitalter und dem Ersten Weltkrieg etablierte sich die bis heute
prägende Vorstellung dass Politik sich primär durch Worte vollzieht. Im Gegenzug geriet das
Schweigen - als Machtmittel der Herrschenden oder als Unmündigkeit der Machtlosen - in Verruf.
Doch auch unter der Herrschaft der Debatte verschwand das Schweigen nie ganz aus der
politischen Praxis. Im Gegenteil: In vielerlei Hinsicht wurde es nun erst eigentlich zum
Politikum. Aus vergleichender Perspektive untersucht diese Studie die Formen und Funktionen
des Schweigens in der europäischen Politik des langen 19. Jahrhunderts - von den Parlamenten
bis in die Hinterzimmer von der Hofpolitik bis zum Straßenprotest. Damit ermöglicht sie neue
Erkenntnisse über die sich verändernden Rahmenbedingungen politischer Kommunikation und die
wechselnden Erwartungen an die politische Rede.