In den letzten Jahrzehnten haben die bildgebenden Möglichkeiten des Computers zum
vieldiskutierten 'Pictorial Turn - der Wende zum Bild'- in den Naturwissenschaften geführt. Mit
dem öffentlichkeitswirksamen Auftritt der Bilder von Chaos und fraktaler Geometrie sowie ihrer
breiten Popularisierung ab Mitte der 1980er-Jahre erfasste dieser Trend auch die Mathematik und
damit diejenige Disziplin die als 'Reich des reinen Denkens' traditionell für ihre
Bilderskepsis bekannt war. Die Bilder dieses Forschungsfelds werden in der vorliegenden Studie
zum ersten Mal bildtheoretisch reflektiert und diskutiert. Im Zentrum stehen Arbeitsmaterialien
aus privaten Bildarchiven von Mathematikern und Physikern. Eine besondere Rolle spielt dabei
die Handzeichnung als Denkform die auf der Schwelle zum digitalen Medienumbruch eine neue
Schwungkraft gewinnt.