Die vorliegende Studie behandelt den Wandel der Auftrittsordnung in der französischen Oper in
der Zeit des Ancien Régime: spektakuläre vertikale Herrscherauftritte werden durch der
Schwerkraft unterworfene horizontale Auftritte des Volkes abgelöst. Das höfische Leben des
Ancien Régime ist auf wirkungsvolle Formen des Erscheinens ausgerichtet. Machthaber
präsentieren sich im Rahmen von theatralen und zeremoniellen Auftritten als Herrscher über
geographische soziale und theatrale Räume. Die französische Oper des 17. Jahrhunderts
gestaltet diese so genannten Entrées als ein Spektakel in dem der Herrscher das Geschehen
seiner Zeit- und Raumordnung unterwirft. Die Oper des 18. Jahr-hunderts hingegen transformiert
oder suspendiert diese spektakulären Herrscherauftritte und ordnet theatrale Bewegungen fortan
naturwissenschaftlichen Bewegungsgesetzen unter. Mit den horizontalen Massenauftritten der
vorrevolutionären Jahre werden die Herrscherfiguren schließlich (endgültig) von ihrer Position
verdrängt.