Allerorten wird über Postfaktizität geklagt. Politische Werte weichen dem Schüren von
Ressentiments und der Manipulation von Gefühlen. Fake News alternative Fakten oder
Faktenchecks finden als letzte Rettung immer mehr gläubige Anhänger. Wie können wir dem
Postfaktischen begegnen das inzwischen sogar als geopolitische Strategie - ausgehend von Trump
Orban & Co. - erfolgreich Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auszuhöhlen droht? Wir müssen das
Phänomen systematisch unter die Lupe nehmen. Lars Distelhorst zufolge wurzelt das Postfaktische
in der fortschreitenden kapitalistischen Ökonomisierung der Gesellschaft in deren Folge Sinn-
und Bedeutungsverhältnisse sich zusehends auflösen. Können Affen die Pfeile auf den Finanzteil
einer Zeitung werfen ein ebenso gutes Aktienportfolio erzielen wie Investmentbanker? Ergibt es
ernsthaft Sinn über alternative Fakten nachzudenken? Oder ist es an der Zeit grundlegend zu
diskutieren ob die heutige Gesellschaft noch eine Perspektive für die Zukunft darstellt? »
'Fake News' also mit Hilfe digitaler Medien in Blitzeseile verbreitete Falschmeldungen sind
weitaus mehr als nur ein zeitgemäßes taktisches Mittel politischer Auseinandersetzung. Sie sind
vielmehr - das beweist Lars Distelhorsts neue bahnbrechende Untersuchung - ein nein das
strukturelle Merkmal der gegenwärtig weltweit herrschenden Ökonomie: des 'Kapitalismus' im
Zeitalter der Globalisierung. Der von Distelhorst hier erstmals gesellschaftstheoretisch
analysierte Begriff der 'Postfaktizität' weist auf den historisch so noch nie gekannten Umstand
hin dass erfahrene Sinnlosigkeit nicht nur Aus-druck individueller Lebenskrisen sondern -
mehr noch - die wesentliche Produktionsbedingung des gegenwärtig herrschenden weltweiten
Kapitalverhältnisses ist. Mit Distelhorsts neuer Studie ist die Kritische Theorie der
Gesellschaft endlich auf der Höhe ihrer Zeit.« - Micha Brumlik