Wie bringt die Graphik der Schrift poetische Sprache zum Ausdruck? Diese Studie untersucht
Schrift als genuines lyrisches Darstellungs- und Ausdrucksmittel und gibt Einblick in
schriftgraphische Bedeutungsdimensionen. Jahrtausendealter Traditionen visueller Poesie
ungeachtet ist die Lyriktheorie noch immer dominant phonozentrisch geprägt. Gegen diese Tendenz
richtet die Autorin ihre zentrale These von der Eigenbedeutung lyrischer Schriftlichkeit und
erarbeitet ein dezidiert lautsprachenneutrales Konzept der Gedichtschrift jenseits
ausgestellter (etwa notationeller ikonischer oder ideographischer) Visualität. Auf dieser
Basis untersucht sie die elementare Schriftpoetik des deutschsprachigen Lyrikers Thomas Kling.
Gestützt von der Rekonstruktion exemplarischer Textgenesen zeigt sie wie ein mediengenuines
Konzept der (Gedicht)Schrift für die Lyrikanalyse fruchtbar gemacht werden kann.