Das Evangelium war in der Kultur in der es entstand als befreiende Antwort auf das Rätsel der
menschlichen Existenz empfunden worden. Im Laufe der Geschichte wurde seine Botschaft durch die
Verdinglichung der Glaubenssymbole so sehr deformiert dass es bei suchenden Menschen außerhalb
der Kirche auf Gleichgültigkeit stößt und innerhalb der Kirche die Unruhe der Gläubigen
hervorruft. In der vorliegenden Studie versucht Eric Voegelin die dogmatischen Ablagerungen
abzutragen und die existenziellen Erfahrungen wieder aufzudecken die den zentralen
christlichen Symbolen - vor allem der Menschwerdung Gottes - zugrunde liegen. Auf diese Weise
wird die Frage wiedergewonnen auf die das Evangelium die befreiende Antwort ist. Indem
Voegelin die Besonderheit der christlichen Erfahrung durch analytischen Vergleich mit den dem
Christentum vorausgehenden Kulturen herausarbeitet wird die Einbettung des Christentums in das
Kontinuum der Menschheitsgeschichte sichtbar. Die Analyse zeigt das Evangelium als
Kulminationspunkt eines theophanischen Prozesses der sich über Jahrtausende erstreckt
gleichzeitig aber auch als den Punkt der gnostische Entgleisungen ermöglichte deren
destruktives Potential bis in unsere Gegenwart reicht.