'Das Wahre Schöne Gute' bildet das Leitgestirn am kulturellen Himmel vom Ende des 18. bis
über das Ende des 19. Jahrhunderts hinaus. Entstanden ist die Trias im frühen 18. Jahrhundert
initiiert durch die Rezeption der platonischen Philosophie die Debatte um den guten Geschmack
und die Erweiterung der Philosophie um die Wissenschaft der Ästhetik. Während Kant und Schiller
mit kritischem Bewusstsein den Zusammenhang und die Differenz des Wahren Schönen und Guten
erforschten stand die Trias im 19. Jahrhundert als ubiquitäre Formel für das 'Höhere' die
bürgerliche Bildungs- und Kunstreligion. Ihre Verwendung in Goethes 'Epilog zu Schillers
Glocke' weihte sie mit beider Namen. Daran entzündete sich eine ideologiekritische und
ästhetische Polemik. Fontane sah in dieser Trias nur ein Umcouren des Geldes. Für die
europäische Avantgarde seit Mitte des 19. Jahrhunderts war sie Ausdruck einer banausischen
Zweckentfremdung der Kunst. Der Fall der Trias begann. Ihre Anrufung war verpönt. Einher ging
aber ihr stilles Fortbestehen wie die Kunst- und Literaturkritik und die Debatten z. B. um
Adornos Satz wonach ein Gedicht nach Auschwitz zu schreiben barbarisch sei oder um den Fall
Esra belegen. Es geht immer noch um die Frage ob und wie in der Erfahrung der Kunst
ästhetische mit moralischen und Wahrheitsansprüchen verbunden sind.2. Auflage 2023