Leistet die Gleichgültigkeit Widerstand gegen den kapitalistischen Markt oder arbeitet sie ihm
zu? Im Zentrum der Studie steht die Kippfigur der Gleichgültigkeit in der Literatur des 19.
Jahrhunderts. Der Siegeszug des bürgerlichen Kapitalismus beruht auf monetären Äquivalenzen
die im "Zeitalter der Gleichheit" (Tocqueville) von politischen und geschlechtlichen Semantiken
gerahmt werden. Als abstrakter Gleichmacher scheint das Geld Tendenzen der Objektivierung zu
verstärken und Gegenstrategien der Subjektivierung und Extravaganz herauszufordern.
Gleichgültigkeit evoziert bei Emile Zola Gottfried Keller Guy de Maupassant E.T.A. Hoffmann
Catherine Gore und Henry James mal ein aristokratisches Desinteresse des Subjekts mal die
Melancholie des Entzugs. So oszilliert das Erbe der Stoa in den Poetiken der Indifferenz des
19. Jahrhunderts und bleibt eine zweifelhafte Geste der Befreiung. Der "Preis der
Gleichgültigkeit" liegt in den Widersprüchen einer Haltung die Wertschöpfung ablehnt und
zugleich fördert.