In seinen Anfängen hatte das Christentum durchaus nicht jene einheitliche festgefügte Gestalt
die wir heute - allzu oft unbefragt - für seine einzig wahre nehmen. Andrew Welburn führt mit
feinem geistigem Spürsinn und anschaulicher Darstellungskraft die Vielfalt der einst
nebeneinander existierenden Überlieferungen wieder vor Augen die bald nach der Bildung des
neutestamentlichen Kanons am Bewußtseinshorizont der Christenheit verblasste. Die Apokryphen
so hat man die nicht in den Kanon aufgenommenen Schriften später genannt zeigen dass Christus
vor verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen unterschiedlich erfahren und
interpretiert wurde. Der Autor erschließt auch die vertrauten vier Evangelien unter diesem
Aspekt auf überraschende Weise neu. Mit den Apokryphen aus dem Nag-Hammadi-Fund sind die
starken esoterischen Strömungen wieder ans Licht gekommen die im frühen Christentum lebten. Im
Neuen Testament sind sie vor allem in den Paulusbriefen im Markus- und im Johannesevangelium
gegenwärtig.In jahrelanger Arbeit hat ein internationaler Kreis von Gelehrten inzwischen einen
Großteil der Codices aus der in Nag Hammadi (1945) zu Tage gekommenen gnostischen Bibliothek
und der in Qumran (1947) entdeckten Schriftrollen der Essener herausgegeben kommentiert und
übersetzt. Beide Funde haben zu zahlreichen speziellen wie grundsätzlicheren Fragestellungen
unter den Fachwissenschaftlern Anlass gegeben und darüber hinaus in populären Darstellungen bei
einer breiteren Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregt. Im vorliegenden Buch wird erstmals die
Chance wahrgenommen sich anhand der mit den Funden wiedergeschenkten Zeugnisse sowie durch
eine neue Betrachtung der bereits bekannt gewesenen zu einem umfassenden Bild der
vorchristlichen esoterischen Strömungen und ihrer Entwicklung im frühen Christentum
vorzutasten.Andrew Welburn verbindet die Rückkehr zum ursprünglichen Phänomen von Grund auf mit
der Frage nach dem Wesen des Christentums. Die historischen Quellen und Rudolf Steiners aus
anthroposophischer Geisteswissenschaft erwachsene Darstellungen lassen in wechselseitiger
Erhellung die Grundzüge dieses Wesens erkennen.