Auf welche Weise verändert sich unsere Selbst- und Weltbeziehung wenn schon ein verweigerter
Gruß oder eine klischeehafte Verkleidung als Gewalt verstanden wird? Welche Gefahren entstehen
für das gesellschaftliche Zusammenleben wenn der Anspruch auf Rücksicht auch auf verletzte
Gefühle ausgedehnt wird die zudem von Dritten prinzipiell nicht zu hinterfragen sind?
Angesichts eines sich verändernden öffentlichen Diskurses über das Thema Gewalt stellt dieser
Essay alternative Perspektiven zur Diskussion: Welche Möglichkeiten zur Emanzipation hat der
Mensch im Umgang mit seiner Verletzbarkeit durch andere? Welche Quellen des Lebensmutes und des
Lebenkönnens erwachsen ihm aus der ihm eigenen Vulnerabilität? Welche Werte und Tugenden
sollten wir bei allem Verständnis für unsere Bedürfnisse nach Schutz und Einhegung von Gewalt
nicht aufgeben?