Der Versuch ein Wörterbuch des Zensors zu schreiben würde auf beträchtliche Schwierigkeiten
stoßen. Manche Termini waren nur in bestimmten Verlagen gebräuchlich oder der Mode unterworfen.
Allein der Begriff der Verantwortung spielte seit Lenins Zeiten bei der Kontrolle von Literatur
die zentrale Rolle. Redaktionelle Verantwortlichkeit war der Schlüsselbegriff schlechthin um
alles Zensurgeschehen präzise zu beschreiben. In der DDR wurde keine Silbe gedruckt ohne dass
irgendwer dafür verantwortlich war sogar die verinnerlichte Selbstzensur des Autors ließ sich
als Verantwortung des Herzens beschreiben. Das Konzept der Verantwortlichkeit enthielt seit
Stalins Zeiten für die bürokratisch verantwortlichen Kader eine kalte Drohung die zur
Wachsamkeit mahnte zugleich appellierte der Begriff an die edelsten Solidaritätsgefühle des
Genossen. So waren auch die Verlage des Leselandes verantwortlich in das Zensursystem
eingebunden. Das galt für den DietzVerlag der SED wie für den AkademieVerlag für den
Mitteldeutschen Verlag wie für Rütten und Loening und Volk & Welt die Zensurwerkstätten der
DDR.Bislang an eher entlegenen Orten verstreut versammelt der Band die wichtigsten Studien des
Verfassers zu Zensur und Verlagswesen in der DDR.