Die Rede von Privilegien hat Konjunktur. Früher meinte Privileg "Vorrecht". Bei der heutigen
Verwendung steht "Privileg" für Vorteile aller Art meist unverdiente und ungerechte. Doch je
breiter der Begriff gefasst wird desto weniger lässt sich die Realität mit ihm begreifen. Der
"weiße Mann" hat dann generell bessere Chancen als die "weiße Frau" oder eine Person mit einer
anderen Hautfarbe. Wenn alle Weißen privilegiert sind und Person X weiß ist ist Person X immer
privilegiert. Stimmt das wirklich? Wo beginnt wo endet eigentlich "weiß" und wer entscheidet
darüber? Wie passt Slawenfeindlichkeit in dieses Bild? Was bedeutet der Hashtag
#JewishPrivilege? Und was ist mit linken Punks die "don't call me white!" singen? In diesem
Essay gibt Jörg Scheller dem Begriff des Privilegs seine Geschichtlichkeit und seine Spezifik
zurück - mit überraschenden Beispielen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Hardcorepunk
Anarchismus den sozialen Netzwerken und osteuropäischen Kulturen.