Der Neid ist ein Beziehungsdrama. Ohne ein Gegenüber ist er nicht zu haben. Der Andere ist der
Stachel im Fleisch des Neidischen. Der Neid frisst die Seele auf. Der Neid ist das
verschwiegene Gefühl. Der erste Mord der Bibel ist der von Kain an Abel: aus Neid. Und heute
entlädt sich der Neid auch im Internet. Influencerinnen führen ihren Followern ein
beneidenswertes Leben vor. Neid hat aber auch eine andere Seite: Er stachelt das Individuum zum
Erfolg an. Und sorgt für das Unbehagen an gesellschaftlicher Ungleichheit von Habenden und
Herrschenden gern diffamiert. Stichwort Neidgesellschaft. Bettina Schultes Essay spannt einen
Bogen von der zermürbenden Qual des subjektiven Neids zur Frage seiner legitimen
gesellschaftlichen Verortung. Und um die Eifersucht als eine Spielart des Neids geht's
natürlich auch ...