Die mittelhochdeutsche Spruchsammlung die ein gewisser Freidank (gestorben 1233?) wohl seit
dem Ende des 12. Jahrhunderts unter dem Titel Bescheidenheit (Unterscheidungsvermögen im Sinn
von Verständigkeit Vernunft Weisheit) zusammengestellt hat bildet ein Archiv des Werte- und
Orientierungswissens der Zeit abgespeichert in der Redeform des einprägsam knappen
Reimpaarspruchs. Verbreitung und literarische Qualität sichern der 'Bescheidenheit' im Kreis
verwandter Sammlungen eine herausragende Stellung. Die bis heute dokumentierte Überlieferung
umfasst etwa 300 Handschriften Drucke und Inschriften die von ca. 1200 bis ins 17.
Jahrhundert im gesamten deutschen und im niederländischen Sprachraum entstanden sind. Die
bewusstseinsbildende Bedeutung die diese Sprüche im Zivilisationsprozess zwischen Mittelalter
und Neuzeit hatten ist kaum zu überschätzen. Ihr Erfolg verdankt sich nicht zuletzt ihrer
eminenten sprachlichen und gedanklichen Prägnanz. Joachim Heinzle legt ein beschreibendes
Verzeichnis der Textzeugen vor das an die Stelle des überholten Marburger Repertoriums der
Freidank-Überlieferung tritt.