Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance schreibt ein Stück philosophischer
Problemgeschichte und geht der Frage nach »ob und inwiefern die Gedankenbewegung des 15. und
16. Jahrhunderts bei aller Mannigfaltigkeit der Problemansätze und bei aller Divergenz der
Lösungen eine in sich geschlossene Einheit bildet«. Provoziert durch Jacob Burckhardts berühmte
kulturhistorische Studie die das philosophische Denken der Renaissance unberücksichtigt lässt
versucht Cassirer nachzuweisen dass auch die Renaissancephilosophie Teil einer »geistigen
Gesamtbewegung« ist und als systematische Einheit aufgefasst werden kann. Cassirer nimmt
Nikolaus von Kues zum Ausgangspunkt und widmet ihm der für ihn auf Grund seiner
erkenntniskritischen Methodik der erste moderne Denker ist ein luzides Kapitel. Anschließend
untersucht er die enorme Wirkung die Cusanus' Lehre auf das italienische Geistesleben des
Quattrocento ausgeübt hat. Die Starrheit der mittelalterlich-scholastischen Begriffe die von
den Denkern des 15. und 16. Jahrhunderts noch überall mitgeführt werden beginnt sich in einem
faszinierenden und keineswegs gradlinig verlaufenden Prozess zu lösen. Die gewandelte Beziehung
zwischen Welt und Gott die eine neue Freiheitsauffassung beinhaltet (Ficino) die Entdeckung
des unendlichen Raums (Bruno) das neue Bild vom Menschen (Pico) die neue Auffassung von
Kosmos und Natur (Leonardo Kepler Galilei) bewirken die Entstehung des spezifischen
intellektuellen Selbstbewusstseins des Renaissance-Menschen das am Beginn der Moderne steht.
Das 1927 veröffentlichte Werk entstand maßgeblich im Forschungszusammenhang der
Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Aby Warburgs dem Cassirer sein Buch gewidmet hat.