Die Discorsi von 1638 enthalten die Summe des philosophischen und wissenschaftlichen
Lebenswerks Galileo Galileis (1564 - 1642). Sie zählen mit Newtons Principia von 1687 die auf
Galileis Arbeit aufbauen zum wichtigsten Erbe des vergangenen Jahrtausends. Dennoch sind sie
heute mindestens so unbekannt wie Newtons Buch. Das liegt an der geometrischen Methode dieser
Autoren die in der Philosophie nach Platon niemals heimisch geworden ist und der Wissenschaft
nach Newton abhanden kam. Damit ging ein tragendes Element der geometrischen Bewegungslehre
verloren.Galileis Bewegungsgesetz ist eine viergliedrige Verhältnisgleichung (tetraktys). Raum
und Zeit sind darin quantisiert mit zueinander proportionalen Elementen präsent. Ihr Verhältnis
reguliert als bisher unbekannte Naturkonstante die Wechselwirkung von immaterieller
schöpferischer Kraft und materiellem Effekt. Gerade aus der Perspektive der modernen Physik hat
das Konsequenzen für das mathematische und philosophische Verständnis der Bewegung: Galileis
und Newtons Theorie folgt der Lehre von den gleichen ganzzahligen Vielfachen (Euklid Elemente
V Def. 5). Sie ist eine diskrete oder Quantentheorie der Bewegung und ihrer Ursache in der
gleichfalls diskreten »Raumzeit«. Das zeigt gegen Aristoteles Descartes Leibniz Kant Mach
und Einstein dass Raum und Zeit »an sich« in einer realistischen Bewegungslehre unverzichtbar
sind und entzieht den Relativitätstheorien die Grundlage.