Machiavellis »Il Principe« 1513 eigentlich als Empfehlungsschreiben des politisch
kaltgestellten Autors an den designierten Fürsten von Florenz verfasst zählt zur Weltliteratur
und gilt als das erste Werk der modernen politischen Philosophie. Formal noch in der Tradition
mittelalterlicher Fürstenspiegel stehend erörtert es die Grundsätze politischer Herrschaft und
diskutiert die moralischen Eigenschaften des Regenten sowie verschiedene Herrschaftstechniken
im Hinblick auf eine möglichst effiziente Ordnung. Allerdings »war Machiavelli kein
Machiavellist« (Ernst Cassirer): Die Rechtfertigung rücksichtsloser Rigorosität bei der
Durchsetzung eigener Interessen gar der Satz »Der Zweck heiligt die Mittel« ist so nirgends
bei Machiavelli zu finden. Er entstammt vielmehr den Reaktionen seiner einflussreichen
Kritiker. Machiavelli geht es zwar um die Begründung eines autonomen und vor allem moralfreien
Politikbegriffs aber nicht um Immoralität im politischen Handeln. Sein Ethos des politischen
Akteurs ist pragmatisch ausgerichtet: Der politisch Handelnde ist abhängig von der Kontingenz
der historischen Situation von der Erfüllbarkeit des Zwecks dem sein Handeln dienen soll und
von den realen Möglichkeiten sein Ethos politisch wirksam werden zu lassen. Necessità
(Einsicht in die Notwendigkeit) Fortuna (Geschick auf der Grundlage historischen und
praktischen Wissens) und Virtù (Fähigkeit zur Autonomie) sind die Basistugenden des souveränen
Idealherrschers. Für die kommentierte Neuedition des wirkungsmächtigen Hauptwerks Machiavellis
wurden die beiden ältesten noch vorhandenen Handschriften aber auch die von Machiavelli
verwendeten historischen Quellen wie Livius oder Thukydides in die kritische Sichtung
miteinbezogen. Beigegeben ist der italienische Text nach der kritischen Ausgabe von Giorgio
Inglese.