Hegels Habilitationsschrift die bis in die Gegenwart auf mannigfache Ressentiments gestoßen
ist beschäftigt sich vordergründig mit Astronomie. Philosophisch geht es ihm aber um die
Kritik der Übertragung mathematisch-mechanischer Erklärungsmuster auf die physikalische
Realität. Die dahinterstehende Frage nach wissenschaftlicher Naturerkenntnis ist von bleibender
Relevanz. In seiner zur Erlangung der Lehrbefugnis in Jena angefertigten und 1801
veröffentlichten Habilitationsschrift diskutiert Hegel den Anspruch die
Bewegungsgesetzmäßigkeiten der Himmelskörper im Sonnensystem mit mathematischen Methoden zu
beschreiben. Mit dieser Themenwahl knüpft er an Schellings Naturphilosophie an. Der erste
Abschnitt enthält eine scharfe Kritik des mathematisch-mechanischen Ansatzes Newtons im
zweiten beschäftigt er sich ausführlich mit einer eigenen philosophischen Konstruktion der
Planetenbewegung. Der letzte und kürzeste Abschnitt ist es der in der Folgezeit und bis in die
Gegenwart »in einer konfusen Mischung aus Ressentiment und Ignoranz« (W. Jaeschke) zu heftiger
Abwehr geführt hat. Hegel geht auf die um 1800 brandaktuelle Debatte um die Planetenanzahl ein
indem er selbst eine Hypothese zur Berechnung der Planetenbahnabstände auf Grundlage eines
platonischen Zahlenverhältnisses aufstellt. Die klassische Übersetzung des lateinischen Textes
und der zwölf Thesen durch Georg Lasson wird ergänzt durch die erstmalige Übersetzung des
Entwurfs zur Disputation.