Luigi Pareyson gehört zu den Begründern der modernen philosophischen Hermeneutik. Diese Ausgabe
eröffnet erstmals in deutscher Übersetzung den Zugang zu seinem 1971 erschienenen Hauptwerk zur
Philosophie der Interpretation an dem er seit den 1940er Jahren intensiv arbeitete. Seine
Kritik an allen wichtigen Strömungen des 20. Jahrhunderts (Existenzialismus Marxismus
Psychoanalyse Neopositivismus Pragmatismus Ideologie- wie Entmythologisierung
Traditionalismus) erweist sich immer noch als höchst aktuell. Alternativ zum heute
dominierenden historistischen pragmatistischen oder technikfixierten Denken besteht für ihn
die Aufgabe der Philosophie darin das Denken in seiner ursprünglich ontologischen Dimension zu
fundieren und somit den Wahrheitsbegriff wieder ins Zentrum zu stellen. Dabei geht es nicht
primär um ein analytisches Verständnis der Wahrheit das diese lediglich auf der Ebene des
Propositionalen gelten lässt sondern um die Wahrheit als unerschöpfliche Offenbarkeit des
Seins die die Freiheit des Interpreten fördert und einfordert. Diese Spannung zwischen
Wahrheit und Interpretation motiviert Pareysons Plädoyer für eine pluralistische aber nicht
relativistische Konzeption der Wahrheit die im geschichtlichen Ereignischarakter des Seins
begründet ist und aufgrund seiner Einzigartigkeit und unendlichen Fruchtbarkeit sich nur in
einer Vielzahl von Zugängen und Perspektiven erschließt.