Das Matthäusevangelium galt in der Geschichte der Kirche von Anfang an als das wichtigste der
neutestamentlichen Evangelien. Dabei beriefen sich die unterschiedlichsten theologischen
Richtungen auf Matthäus: die Vertreter einer Armenfrömmigkeit ebenso wie die die das Papsttum
als durch ihn begründet ansahen. Die Mühseligen und Beladenen die Gott ohne Vorleistung
annimmt stehen neben denen denen Matthäus Höllenqualen androht. Sodann gilt auf der einen
Seite das Gesetz bis zum letzten Häkchen als bleibend gültig und auf der anderen Seite
überbietet Jesus mit seinem Ich aber sage euch alles Alte und bis dahin Gültige. Im
christlich-jüdischen Dialog wird Matthäus zugleich heftig kritisiert. In der wissenschaftlichen
Auseinandersetzung wird diskutiert ob Matthäus noch im Judentum verwurzelt ist oder sich
längst vom Judentum getrennt hat. Sind die Christen noch Juden oder nicht? Zugleich ist
deutlich dass sich die Frohe Botschaft nach Matthäus deutlich von der Verkündigung des Paulus
unterscheidet. Aber wie und wodurch? Wo liegen die Gegensätze und wo die Gemeinsamkeiten? Wo
ist der Ort des Mätthäus innerhalb der Biblischen Theologie? Walter Klaiber zeigt in seinem
Kommentar dass Matthäus die Botschaft Jesu eigenständig entfaltet sein Jesusverständnis
genauso legitim ist wie das des Paulus. Neben die paulinische Rechtfertigung des Sünders allein
aus Glauben tritt bei Matthäus das Christentum der Tat das jedoch ebenso ganz von dem her
lebt was Gott schenkt und schafft. Gott versöhnt ohne Vorleistung und dies führt zu Früchten
des Glaubens (Matthäus) genauso wie der Glaube der durch die Liebe tätig wird (Paulus). All
das schließt kritische Anfragen an einzelnen Aussagen des Matthäusevangeliums (Verhältnis
Glaube - Werke Verhältnis Christentum - Judentum usw.) nicht aus. Auch darauf geht dieser
Kommentar ausführlich ein und stellt dabei die überragende Bedeutung des Matthäus innerhalb
einer gesamtbiblischen Theologie heraus.