'Philosophie war stets und ist heute die Revolution der Denkungsart. Diese aber ist wo der
Mensch sich geschenkt wird getragen von der grossen Liebe zum Gegenwärtigen der Dankbarkeit
zu leben heute und zu keiner anderen Zeit. Das Gegenwärtige ist das Einfache und
Unbegreifliche das in dem mittelalterlichen Vers spricht: 'Ich komme ich weiss nicht woher
Ich bin ich weiss nicht wer Ich sterb' ich weiss nicht wann Ich geh' ich weiss nicht wohin
Mich wundert's dass ich fröhlich bin.' ' Karl Jaspers Die letzten acht Vorlesungen von Karl
Jaspers gehalten 1961 gelten als Vermächtnis dieses grossen Philosophen des 20. Jahrhunderts.
Ihr Grundgedanke: Alle Wissenschaft stösst an eine unüberwindbare Grenze: Die Welt als Ganze
kann niemals Gegenstand unseres Erkennens sein. Wir können sie darum auch nie im Ganzen planend
in unseren Besitz nehmen. Dies gilt auch für uns selbst: Wir sind immer mehr als wir von uns
zu erkennen und im Erkennen zu tun vermögen. Aber wir können uns mit dieser Grenze nicht
begnügen etwas in uns drängt über sie hinaus denn die Grundfrage bleibt wer wir sind woher
wir kommen wohin wir gehen. Diese Frage weist über uns hinaus - auf das Eine die für uns
nicht erkennbare Transzendenz. Jaspers zeigt auf vielfältige Weise auf dass es - neben dem von
ihm verworfenen Offenbarungsglauben - eine andere Weise der Annäherung an die Transzendenz
gibt. Er nennt sie Lesen der Chiffern. Chiffern sind vieldeutige Zeichen die den Menschen der
wahrhaftig nach dem sucht was er selbst sein und wofür er leben will auf Transzendenz
hinweisen können.