Hans Joas behandelt in diesem Buch die Grundzüge der historisch-soziologischen Forschung über
die von Karl Jaspers so genannte «Achsenzeit». In dieser Sichtweise treten uns Kulturen und
Religionen nicht als hermetisch abgeschlossene Universen vor Augen sondern als vielfältig
aufeinander bezogene und über sich selbst hinausweisende Gebilde. Sie zeichnen sich durch eine
ungeheure Spannung aus zwischen den großartigen normativen Ideen die sie hervorbringen und
der politischen und sozialen Wirklichkeit die nicht auf der Höhe dieser Ideen ist. Karl
Jaspers hat die Achsenzeit gar als «tiefsten Einschnitt» in der Geschichte der Menschheit
bezeichnet und Hans Joas ist bereit ihm darin zu folgen. Die biblischen Propheten verkünden
eine Moral der auch die Mächtigen unterworfen sind Buddha verkörpert exemplarisch eine
überlegene Lebensführung. Die Transzendenz wird als Ort des Guten erstmals gedacht - kurzum: es
gibt nun eine Moral der es nicht nur um das Gute für die Angehörigen einer Familie eines
Stammes oder eines Staates zu tun ist sondern um das Gute für alle Menschen eine Moral für
die Menschheit.