Die vorliegende Studie untersucht die Wahrnehmung der Ungarn und ihre Bedeutung für die
politischen und sozialen Desintegrationsprozesse in der späten Karolingerzeit. In der zweiten
Hälfte des 9. Jahrhunderts erschien dieses Steppenvolk erstmals an der Peripherie des
Ostfränkischen Reiches und erwies sich bald als Bedrohung für die spätkarolingischen
Königreiche. Zunehmend wurden die Ungarn daher auch Gegenstand eines politischen und
moralischen Diskurses. Schon lange Zeit bevor sie mit ihren Streifzügen fast ganz Europa
durchquerten waren sie bereits Thema politischer Diskussionen und intellektueller
Auseinandersetzungen in Lotharingien. In diesem karolingischen Mittelreich hatte sich eine
Politik der Bedrohung breitgemacht als dessen Grenzen von den Ungarn noch nicht einmal bedroht
wurden.