Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) war lange Jahre einer der Impulsgeber für die
Weiterentwicklung des deutschen und europäischen Kartellrechts. Der mit dem seit langem
voranschreitenden Konzentrationsprozess einhergehende Machtzuwachs des LEH wurde regelmäßig mit
Effizienzgewinnen und preisbegrenzenden Einflüssen auf die Lebenshaltungskosten aber auch als
Gegenmachtbildung gegenüber der industriellen Lieferantenseite in Kauf genommen. Die Autoren
Lademann und Kleczka stellen dagegen mittels ihrer wettbewerbsökonomischen Analysen sowohl
hinsichtlich der Marktstrukturen und des Marktverhaltens als auch bzgl. der Marktergebnisse
fest dass das Narrativ eines die Konsumentenwohlfahrt fördernden weißen Ritters' nicht länger
aufrechterhalten werden kann. Inzwischen verfügt die Spitzengruppe des LEH über
Preissetzungsspielräume sowohl auf ihren Beschaffungs- als auf auch ihren Absatzmärkten. Da
zahlreiche Wettbewerbsindikatoren auf ein marktbeherrschendes Oligopol der vier Marktführer
hindeuten schlagen die Autoren eine Verschärfung der Fusionskontrolle sowie der
Missbrauchsaufsicht des Bundeskartellamts vor. Dazu könnte auch erwogen werden die Schwarzen
Klauseln des AgrarOLkG als Vermutungstatbestände für Marktbeherrschung in § 19 GWB aufzunehmen.
Der Titel in Kürze: - Untersuchung der Marktstrukturen in Industrie und Handel des
Marktverhaltens sowie der Marktergebnisse - Datengrundlagen sind neben sekundärstatistischen
Auswertungen u. a. Befragungen der Industrie und der Endverbraucher - Diskussion des
Einflusses der Nachfragemacht und der Konzentration auf die Verbraucherwohlfahrt - Analyse des
Wettbewerbs auf der Absatzseite des LEH.