Eine Biografie über Gustav Mayer (1871-1948) ist längst überfällig. Als Pionier einer
wissenschaftlichen Geschichtsschreibung zur deutschen und europäischen Sozialdemokratie hat er
ein umfangreiches Werk hinterlassen das in einer zweibändigen Biografie über Friedrich Engels
gipfelte. Dennoch blieb er ein Außenseiter da er mit dieser Thematik in der deutschen
Geschichtswissenschaft nur schwer Fuß fassen konnte. Erst zu Beginn der Weimarer Republik
erhielt er eine Professur. Als Jude wurde er 1933 ein Opfer der nationalsozialistischen
Rassenpolitik und aus dem Staatsdienst entlassen. Gottfried Niedhart erzählt Mayers Leben in
den wechselvollen politischen Verhältnissen zwischen Kaiserreich Weimarer Republik und
britischem Exil. Mayer verkehrte im Umkreis führender Repräsentanten aus Politik und
Wissenschaft ohne selbst jemals im Rampenlicht gestanden zu haben. Seine intellektuelle
Biografie erscheint in diesem Buch im Kontext seiner deutsch-jüdischen Lebensgeschichte von den
Anfängen als Korrespondent der Frankfurter Zeitung über seine Existenz als Privatgelehrter bis
zum Einstieg in eine akademische Karriere und schließlich zum Elend des Flüchtlings.