Nicht erst seit der Corona-Krise ist Solidarität in aller Munde. Mit dem Begriff werden
geteilte Werte und Interessen die Unterstützung von Anderen und soziale Forderungen zum
Ausdruck gebracht. Solidarität wird mit Gegenseitigkeit und Zusammenhalt Loyalität und
Selbstlosigkeit verbunden. Ihre Gültigkeit ist jedoch von Aushandlungen und Konflikten darüber
verbunden wer in das solidarische Handeln einbezogen wird und welche Personen ausgeschlossen
bleiben. In der Geschichte von Arbeitskämpfen und Protestbewegungen bei den
Sozialversicherungen in internationalen Kampagnen oder gemeinschaftlichen Projekten wird
Solidarität erlebt und eingefordert aber auch unsolidarisches Verhalten angeprangert. Die
Beiträge im 60. Band des Archivs für Sozialgeschichte widmen sich den Praktiken und Ideen der
Solidarität mit historischen Beispielen und konzeptionellen Vorschlägen. Sie ergründen die
Entstehung des Begriffs in der Soziologie weisen auf Widersprüche und Veränderungen in der
politischen Kultur hin und zeigen zeitspezifische und regionale Unterschiede auf. Zeitlich
schlägt der Band einen Bogen von der sozialen Frage im 19. Jahrhundert bis hin zu
Auseinandersetzungen der unmittelbaren Gegenwart um Willkommenskultur und Krisenbewältigung
Nachhaltigkeit und Gleichstellung.