Schätzungsweise ein Viertel aller Zwangspatientinnen und -patienten sind mit extrem scham- und
schuldbesetzten aggressiven und sexuellen Zwangsgedanken belastet und stellen für
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten eine große Herausforderung dar. Der
Therapieleitfaden widmet sich als erste deutschsprachige Publikation ausschließlich dieser
Gruppe von Betroffenen. Viele Therapeutinnen und Therapeuten sind zwar mit der Behandlung von
Handlungszwängen vertraut finden jedoch die Behandlung von aggressiven und sexuellen
Zwangsgedanken sehr herausfordernd: Woran erkennt man dass es sich tatsächlich nur um Gedanken
handelt und keine kriminelle pädophile oder andere sexuelle Neigung vorliegt? Wie geht man mit
dem permanenten Zweifel um den die Patientinnen und Patienten äußern? Wie soll bei diesen
Themen eine Exposition durchgeführt werden wenn doch kein offensichtliches Zwangsverhalten
vorliegt? Der Autor geht diesen Fragen nach und ermöglicht ein Verständnis der besonderen
Dynamik der aggressiven und sexuellen Zwangsgedanken die sich in zentralen Punkten von anderen
Zwangsgedanken unterscheidet. Daraus leiten sich Besonderheiten im Umgang mit dieser
Patientengruppe ab. Beispielhafte Therapeut-Patienten-Dialoge illustrieren den Umgang mit
typischen Fragen und Vorbehalten der Patientinnen und Patienten im Rahmen der Distanzierung von
Zwangsgedanken. Ein zentrales Augenmerk gilt der Vorbereitung und Durchführung einer Exposition
in sensu die die massive Furcht der Betroffenen vor dem aggressiven oder sexuellen
Zwangsgedanken an sich in den Fokus stellt. Varianten der Exposition in vivo komplettieren den
konfrontativen Behandlungskanon. Eine Analyse vorhandener Diagnoseinstrumente sowie die
Skizzierung des zwangsspezifischen inferenzbasierten Therapieansatzes nach O¿Connor der im
deutschsprachigen Raum - trotz Aufnahme in die S3-Leitlinien - bislang kaum Berücksichtigung
findet runden den Therapieleitfaden ab.