Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es kaum einen einflussreicheren Architekten als Theodor
Fischer. Keiner hat so schnell alle neuen Entwicklungen der Zeit aufgegriffen eigenständig
verarbeitet aber auch ganz eigene Impulse gesetzt. Als eigentlicher Erzieher einer ganzen
Architektengeneration (Fritz Schumacher) hat er die frühe Entwicklung der Moderne wie kein
anderer Baumeister geprägt. 1901 kam er nach Stuttgart. Es war der Beginn seiner Lehrtätigkeit
und für seine Entwicklung als Architekt die fruchtbarste Zeit. Mit fast jedem neuen Bau schlägt
der Architekt in seiner bis 1908 währenden Stuttgarter Zeit neue Seiten auf. Im Gegensatz zur
vorangegangenen historistischen Architektur aber auch zum Jugendstil plant Fischer von den
jeweiligen Anforderungen ausgehend immer von Grund auf neu: In Gaggstatt gelangt er zu einer
völlig neuen Organisation des Kirchenraums. Die Heusteigschule hat weit über Stuttgart hinaus
vorbildlich gewirkt. Die Reutlinger Arbeitersiedlung Gmindersdorf lässt sich als erste
Gartenstadt Deutschlands begreifen. Eine heute weitgehend zerstörte Lagerhalle in der
Stuttgarter Talstraße ist einer der ersten Stahlbetonskelettbauten. In Louis Laiblin dem Erben
eines Pfullinger Papierfabrikanten findet Fischer einen Mäzen und einen weiteren in Gustav
Siegle aus Stuttgart. So entstehen die Pfullinger Hallen der Schönbergturm Laiblins Residenz
Erlenhof in beiden Orten Arbeiterhäuser und in Stuttgart das Gustav-Siegle-Haus. Viele Bauten
aus Fischers Stuttgarter Jahren sind erstaunlich gut erhalten einige wurden nach dem Krieg in
veränderter Form von seinen Schülern wieder aufgebaut. Sie werden hier in Fotografien von Rose
Hajdu vor Augen geführt und in fachkundigen Texten von Dietrich Heißenbüttel erläutert die das
Werk dieses bedeutenden deutschen Architekten und Städtebauers in der Periode seiner größten
Wirksamkeit wieder ins Bewusstsein rücken wollen auch um seine Lehren für die heutige Zeit
wieder fruchtbar zu machen.