Trotz Globalisierung und internationaler Nivellierung schlug die Museumsarchitektur
Deutschlands und Frankreichs zwischen 1989 und 2018 unterschiedliche Wege ein und entwickelte
durchaus nationale Besonderheiten. Der Autorin gebürtiger Elsässerin fielen diese dank ihrer
Doppelkultur besonders ins Auge und inspirierten sie zu einer Analyse der Unterschiede. So
könnte man in Deutschland an der Architektur bestimmter Museen den Wunsch ablesen wieder an
eine geschichtliche Tradition anzuknüpfen. Hierzu zählen zum Beispiel der Einsatz von
Wendeltreppen die in Frankreich kaum vorkommen oder schräge Zick-Zack-Linien die als
Elemente der Dissonanz das architektonische Vokabular des Expressionismus evozieren einer
Stilrichtung die in Frankreich kaum auf Resonanz stieß. Auch die Nutzung stillgelegter Tunnels
angelegte Skulpturenwege der massive Einsatz von Naturstein und die Wiederverwertung von
Baumaterialen fielen der Autorin als spezifisch deutsch auf. Den Einsatz von Rolltreppen
interpretiert sie als Ausdruck einer angestrebten Verbindung von Kultur und Technik.Zwei Museen
der Vitra Campus und die Insel Hombroich fallen dabei aus dem Rahmen insoweit als die Bauten
selbst als Sammlungsobjekte verstanden werden und in ihrer Behandlung von Thema und Variationen
eine eher deutsche musikalische Denkweise erkennen lassen. Ganz anders in Frankreich. Zwei
Prestige-Projekte das Musée du Quai Branly - Jacques Chirac und le Louvre-Lens ein Ableger
des Louvre in Paris zeigen dass das Land eine repräsentative Architektursprache im Geist der
französischen Aufklärung und der Encyclopédie weiterpflegt. Lange Galerien sollen in diesen
zentralstaatlichen Institutionen Universalität symbolisieren während z.B. im regional
organisierten Deutschland der Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart in Berlin diesen
Anspruch nicht erhebt.In Frankreich spielt außerdem der Baudekor eine größere Rolle als in
Deutschland. Das vielfach eingesetzte Siebdruckglas weist oft farbige Motive mit
Spiegeleffekten und Perspektivwechseln auf. Im Gegensatz dazu bevorzugen deutsche Architekten
die Eindeutigkeit der totalen Transparenz von Glasflächen oder eben die völlige
Undurchsichtigkeit von Steinfassaden.So entstand nicht nur eine Analyse der architektonischen
Unterschiede und Besonderheiten beider Länder sondern auch eine umfassende Darstellung und
genaue Dokumentation der in Frankreich und Deutschland entstandenen Museumsarchitektur der
letzten drei Jahrzehnte.