Wenn Fernando Pessoa das »Erwachen von Lissabon später als anderswo« besingt heißt das nicht
dass wir es hier mit einer Stadt voller Schlafmützen zu tun hätten. Im Gegenteil: Im
Durchstreifen der Stadt paart sich die melancholische saudade des Fado mit dem quirligen
Rhythmus einer modernen Metropole: José Saramago schildert die Belagerung Lissabons durch die
Mauren und Touristen Manuela Gonzaga führt ein in die Geheimnisse der Lissabonner Gärten
Natália Corréia steckt den Soldaten Nelken in die Gewehrläufe und beendet die Diktatur António
Lobo Antunes stellt die natürliche Ordnung der Dinge wieder her Germano Almeida lässt die
afrikanischen Einwanderer von den Kapverden sprechen Lídia Jorge beschreibt die Stadt als
Paradies ohne Grenzen und Antonio Tabucchi verkauft uns Geschichten intersektionistische
Seezungen und einen tragisch maritimen Barsch. Rund zwei Dutzend (vorwiegend) portugiesische
Autoren stellen in kurzen Texten die westlichste Hauptstadt Europas vor - die Hälfte davon zum
ersten Mal auf Deutsch.