Der Florentiner Manierist Jacopo Pontormo führte akribisch Buch über seine Mahlzeiten und seine
Verdauung Michelangelo zeichnete neben Meisterwerken auch Einkaufszettel für den Marktgang.
Und während Dürer sich für seinen Fuß den perfekten Schuh designte trieb Francesco Borromini
seine Werkkritik bis zur Selbstauslöschung seines Körpers. In die spätestens seit der
Renaissance geführten Debatten was den persönlichen Stil eines Künstlers ausmacht worin seine
Unverwechselbarkeit besteht finden diese Aspekte keinen Eingang. Trotz all ihrer üppigen
Anschauungswelten ist die Kunstgeschichte weitgehend Geistesgeschichte geblieben. Dabei beließ
man die Signatur des bedürftigen kreatürlichen Leibes stets im Dunkeln - und erzählte so nur
die halbe Geschichte. Auf seiner Spurensuche nach der vergessenen Körperlichkeit der Kunst
widmet sich Andreas Beyer zum ersten Mal umfassend dem Kampf der Künstler um mit und auch
gegen den Leib und dessen fundamentalen Einfluss auf das Werk. Ein dringender
Perspektivenwechsel auf das Wirken der Künstler und der fulminante Beginn einer neuen
sinnlichen Kunstgeschichte von einem Bildwissenschaftler der »den Spagat zwischen
Wissenschaft und sprachlicher Schönheit« meistert (Portal Kunstgeschichte).