Die Kunstgeschichte zeigte sich vom Leben des Benvenuto Cellini dem überragenden Skulpteur der
Renaissance gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen: Er war Mörder Dieb gewalttätiger
Liebhaber aller Geschlechter sowohl Diener als auch Herausforderer von Päpsten und Fürsten
ingeniöser Künstler. In genau diesen Rollen schildert er sich in seinem legendären
Lebensbericht der »Vita« deren besonders verstörende Stellen in späteren Ausgaben und
Übersetzungen oft ausgelassen oder abgeschwächt wurden. Sicherheitshalber hat man sein Buch zur
Fiktion oder zu purer Selbststilisierung erklärt. Andreas Beyer zeigt in seiner unverschämten
Neuvorstellung des Lebens und Werks Cellinis entlang der »Vita« dass die inkriminierten
Passagen über das Leibliche Geschlechtliche und sinnliche Transgressionen nicht nur verteufelt
hohen Unterhaltungswert besitzen sondern vor allem Authentizität beanspruchen dürfen. Erst
dadurch wird das Profil des daseinssüchtigen Menschen Cellini wahrhaftig sichtbar: ein Künstler
der das Leben in all seinen Möglichkeiten und Facetten mit aller Gewalt an sich riss und dabei
sämtliche Grenzen der Existenz sprengte.