Die »ersten Freigelassenen der Schöpfung« hatte Herder in seiner Preisschrift »Über den
Ursprung der Sprache« 1770 den Menschen genannt nachdem er ihn zuvor als Stiefkind der Natur
und ein Mangelwesen beschrieben hatte. Über die Mängel des Menschen und sein soziales und
politisches Elend wissen wir heute mehr als Herder von der Freude an der Freiheit und vom
Wohlgefallen am Dasein spüren wir dagegen weniger. Freigelassene aber freuen sich zuerst an
ihrer Freiheit und probieren spielend ihre neuen Möglichkeiten und Kräfte aus. Warum ist davon
so wenig zu merken? Haben uns die alten Pharisäer und die neuen Zeloten mit ihrer konservativen
und revolutionären Gesetzlichkeit Angst vor der Freiheit der Freude und der Spontaneität
gemacht? Es wird kaum etwas Gutes und Gerechtes zustande kommen wenn es nicht aus dem
Überschwang der Freude und der Leidenschaft der Liebe geschaffen wird.