Die vorliegende Publikation beschreibt die Geschichte der Logopädie in Deutschland wie sie
sich aus den Anfängen in der Antike über die Neuzeit und die Moderne bis in die Gegenwart
entwickelt hat. Seit über zweitausend Jahren beschäftigen sich Menschen mit Sprach- Sprech-
und Stimmstörungen. Zunächst beschrieben historische Persönlichkeiten die selbst betroffen
waren ihre Probleme und ihre Versuche sie zu beheben. Therapeutische Ansätze werden erst im
18. Jahrhundert mit Beginn der Aufklärung erkennbar. In Europa entstehen die ersten karitativen
Einrichtungen. Aber auch der medizinische Fortschritt beflügelt das Interesse an Sprach- und
Sprechstörungen insbesondere an der Redeflussstörung Stottern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts
entwickeln sich bereits erste sprachtherapeutische Konzepte und auf der Agenda therapeutisch
interessierter Mediziner und Taubstummenlehrer steht die Versorgung sprachgestörter Patienten.
Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts blühte die Logopädie förmlich auf. Neben
sprachtherapeutischen entstehen auch stimmtherapeutische Konzepte. Erste Kliniken und
Ambulanzen werden gegründet und internationale Beziehungen aufgebaut - erste Schritte der
Logopädie auf dem Weg zu einer Professionalisierung. In Deutschland kommt diese Entwicklung
durch den Nationalsozialismus abrupt zum Stillstand. Die Folgen des Dritten Reiches und das
damit verbundene unermessliche Leid für Menschen mit einer Sprach- und Sprechstörung die
Vertreibung und Ermordung von jüdischen Therapeut*innen und Ärzt*innen beeinflussen die
Logopädie bis heute. Nach dem 2. Weltkrieg vollzieht sich der Neubeginn in der BRD und der DDR
systembedingt sehr unterschiedlich. In der BRD wird ein medizinischer Hilfsberuf etabliert für
den 1980 ein Berufsgesetz mit Berufsfachschulstatus verabschiedet wird. In der DDR gibt es
unterschiedliche hochschulisch qualifizierte Berufe die auf Augenhöhe mit Medizinern
zusammenarbeiten. Die Wende 1990 hatte eine berufliche Abwertung der in der DDR ausgebildeten
Therapeut*innen zur Folge die bis heute anhält da auch im Jahre 2021 das Logopädengesetz von
1980 immer noch Geltung hat. Seit Beginn der 1970er-Jahre hat die Berufsgruppe in der BRD die
eigene Professionalisierung konsequent vorangetrieben unterstützt wurde sie dabei auch durch
den 1964 gegründeten Berufsverband ZVL dbl. Die Forderung nach einer hochschulischen Ausbildung
für Logopäd*innen die bereits 1976 noch vor Inkrafttreten des LogopG seitens der
Berufsgruppe artikuliert wurde ist auch im Jahre 2021 immer noch aktuell. Allem politischen
Widerstand zum Trotz hat sich heute eine eigenständige Logopädie etabliert die sich in
unterschiedlichen Berufsbiografien widerspiegelt. In diesen Zeitzeugnissen wird aber auch die
Emanzipation eines Frauenberufs deutlich.