Heiner Müllers Antikedramen reflektieren nicht nur einen kritischen Umgang mit Aspekten der
westlichen Literaturtradition sondern einen umfassenderen Denkkomplex um Geschichte Mythos
und Kultur. Bei der Gestaltung dieses Horizonts spielt der philosophische Dialog mit Walter
Benjamin Max Horkheimer und Theodor W. Adorno eine entscheidende Rolle. Die Monographie
untersucht wie diese intertextuelle Reflexion sich mit der Praxis der Antikerezeption
verbindet und wie sie in den Dramen in literarisch vielfältiger Methodik dargestellt und
problematisiert wird. Neben den theoretischen Prämissen des Dialogs werden dessen Wirkungen in
drei Stücken in Augenschein genommen: Philoktet Ödipus Tyrann und Verkommenes Ufer
Medeamaterial Landschaft mit Argonauten. Anhand der Texte werden die politisch-geschichtliche
Tragweite von Müllers Arbeit an Mythos und Tragödie deren geschichtsphilosophische Prägung
sowie ihre kulturkritische Funktion analysiert.