Lernunwillige und aufmüpfige Schüler frustrierte Lehrkräfte protestierende Eltern. Was
zunächst nach Schlagwörtern aus aktuellen Bildungsdebatten klingt sind einige Leitmotive des
1594 in München uraufgeführten 'Drama de Divo Cassiano'. Dieses neulateinische Bühnenstück aus
der Feder des Jesuiten Matthäus Rader (1561-1634) erzählt vom Leben und Sterben des
'Lehrermärtyrers' Cassian von Imola. Dieser soll im 3. 4. Jhd. n. Chr. von seinen Schülern als
Strafe für sein christliches Bekenntnis mit Schreibgriffeln grausam zu Tode gemartert worden
sein. Raders Drama erscheint hier erstmalig in einer Edition mit Übersetzung und Kommentar. Der
'Cassianus' bietet einen kurzweiligen Einblick in das kultur- und bildungsgeschichtlich überaus
bedeutende Dramenwesen der Jesuiten. Ferner lädt das Bühnenstück mit seiner tief in der
Erfahrungswelt von SchülerInnen bzw. LehrerInnen verankerten Thematik dazu ein aktuelle
Bildungs- und Pädagogikdebatten zu historisieren kritisch zu reflektieren und vor diesem
Hintergrund möglicherweise neu zu bewerten.