"Saget mir ieman waz ist minne?" - Diese Frage des Dichters Walther von der Vogelweide nach
dem Wesen der Liebe beschäftigte seit dem hohen Mittelalter fahrende Sänger Adlige und sogar
Kleriker. Wie in einer Vielzahl von Texten und Bildern immer neu reflektiert wurde konnte es
einem Ritter nicht mehr genügen die von ihm begehrte Dame zu besitzen. Er wollte vielmehr ihr
Herz erobern. Die vielstimmige Entdeckung des Themas Minne als erotischer Liebe zwischen Mann
und Frau beeinflusste nicht nur das Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Sie wandelte auch
das Selbstverständnis des Adels und die Umgangsformen innerhalb der höfischen Gesellschaft. Die
Lieder und Bilder im Codex Manesse fangen diesen Wandel exemplarisch ein. In einzigartiger
Weise versammelt die großformatige Prachthandschrift den staufischen wie auch den
nachklassischen Minnesang in seiner ganzen Gattungs- und Formenvielfalt. Die Miniaturen zu den
Dichtern mit ihren Darstellungen höfischer Szenen Festlichkeiten und Turniere prägten
nachhaltig das moderne Bild des ritterlichen Mittelalters. Dabei ist der Codex Manesse selbst
bereits als wehmütiger Rückblick zu deuten: Er wollte die allmählich verklingenden zuvor nur
mündlich überlieferten Lieder erstmals schriftlich zusammentragen viele Texte wären ohne diese
Niederschrift heute verloren. Am Beispiel des Codex Manesse und weiterer wertvoller
Handschriften und Drucke aus den Tresoren der Universitätsbibliothek Heidelberg illustriert der
Katalog die Entdeckung der Liebe im hohen Mittelalter.