Platons 'Gorgias' hat eine höchst unterschiedliche Rezeption erfahren. In der Forschung gilt er
als einer der schwierigsten Texte Platons. Dies ist vor allem der Fülle an Themen die
verhandelt werden geschuldet. Sokrates spricht mit seinen drei Gesprächspartnern - mehr als in
vielen anderen Dialogen Platons - über Rhetorik Gerechtigkeit Macht Handlungsmotive das
glückliche und gelungene Leben am Schluss findet sich ein Mythos über ein Seelengericht. Die
scheinbare Unvereinbarkeit der verschiedenen Textelemente hat dazu geführt dass der 'Gorgias'
als Vorstudie zur 'Politeia' oder als Zeugnis persönlicher Enttäuschung eingeschätzt wurde. In
der Antike wurde der Dialog fern solcher Kritik viel rezipiert und kommentiert insbesondere
als Teil des neuplatonischen Lektüre- und Schulkanons. Überliefert ist aus dieser reichen
Beschäftigung nur der Kommentar Olympiodors dessen umfassende Deutung des Dialogs in dieser
Studie modernen Deutungen gegenübergestellt wird.