Ödön von Horváth gilt mit seinen Dramen vor 1933 als Chronist der kleinbürgerlichen
Gesellschaft in den Zwischenkriegsjahren. Er fokussiert just das Milieu der abhängig
Beschäftigten und kleinen Selbständigen in dem der deutsche Faschismus erstarkt. Die Arbeit
bestimmt die Verhaltensweisen von Horváths Kleinbürgern als strategische Interaktionen (Erving
Goffman) die auf Mittel der Selbstinszenierung und auf das Bemühen das Sein durch den Schein
zu überholen (Pierre Bourdieu) setzen. Die angewandten Selbstdarstellungs- und
Interaktionsstrategien greifen auf Versatzstücke der zeitgenössischen populären Kultur zurück
und versuchen sie gewinnbringend einzusetzen - etwa die Grand-Hotel-Kultur der Goldenen 20er
('Zur schönen Aussicht') den Mythos von der Wiener Walzerseligkeit ('Geschichten aus dem
Wiener Wald') oder das Stereotyp vom vitalen Mann aus dem Volk ('Kasimir und Karoline'). Die
Untersuchung verfolgt diese Strategien von Horváths Ego-Taktikern bis in ihre Brüche und macht
sie als Negationen eines entgegengesetzten Verhaltensmusters erkennbar: desjenigen der
Solidarität.