Bei kaum einem Autor der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur avanciert die Musik mit solcher
Signifikanz zum Leitmedium für die literarische Produktion wie bei Gert Jonke. Dabei ist die
programmatische Orientierung seines Schreibens am Fluchtpunkt der unbegrifflichen
ungegenständlichen und selbstbezüglichen Klangkunst allein in funktionaler Hinsicht
methodologisch sinnvoll zu fassen: Es ist im strikten Sinne eine Musikopoetik die Jonke aus
dem intersemiotischen Feld von Literatur und Musik entwickelt - um daran die Möglichkeiten und
Grenzen poetischer Sprache auszuloten zu reflektieren und ihre Überschreitung im Modus des
Als-ob literarisch zu inszenieren.Indem Jonke den frühromantischen Musikdiskurs der deutschen
Philosophie und Literatur unter den Vorzeichen literarischer Gegenwart aktualisiert
radikalisiert und ebenso de- wie rekonstruiert bringt er die Auseinandersetzung mit der
Zeichenhaftigkeit der Sprache erneut und mit äußerster ästhetischer Konsequenz aufs Tableau.