Entgegen einer weit verbreiteten Annahme gab es in der DDR eine Reihe von literarischen
Auseinandersetzungen mit der nationalsozialistischen Judenvernichtung die sich der offiziellen
sozialistischen Geschichtsdeutung verweigerten. Im Gegensatz zur Holocaustliteratur der
Bundesrepublik wurden diese in der Forschung bislang jedoch kaum betrachtet. Die Studie macht
erstmalig das Spektrum der Autoren sichtbar die unter den restriktiven Bedingungen der
staatlichen Erinnerungspolitik der DDR und ihres Literatursystems die Shoah literarisch zu
fassen versuchten. Die Analyse paradigmatischer Texte von jüdischen und nichtjüdischen Autoren
wie Stephan Hermlin Jurek Becker und Franz Fühmann hinsichtlich inhaltlicher und ästhetischer
gesellschaftspolitischer und individuell-biographischer Dimensionen und Kontexte zeigt: Die
Shoah-Literatur der DDR erweist sich als anschlussfähig an trans- und internationale Fragen im
Umgang mit dem Holocaust.