Wie erlangt ein deutschsprachiger Jude in Prag zu Beginn des 20. Jahrhunderts Einlass in die
literarische Welt? Welche Verhältnisse findet er im Prager Literaturbetrieb vor und welche
besonderen Gesetzmäßigkeiten bestimmen über seinen literarischen Erfolg? Ausgehend von diesen
Fragen erhebt die Untersuchung den Anspruch eine neue Sichtweise auf die Spezifik der
pragerdeutschen Literatur zu eröffnen. Mit der Analyse des deutschsprachigen Prager Feuilletons
des Zeitraums von 1890 bis 1938 und auf der Grundlagevon Bourdieus Feldtheorie wie Konzepten
von den 'kleinen Literaturen' gelangt so ein komplexer literarischer Mikrokosmos zum Vorschein
der in der auf Kafka fixierten Forschung oftmals ausgeblendet wird. Die ästhetischen
Wertvorstellungen Regularitäten und Machtverhältnisse in diesem Kosmos zu rekonstruieren so
die Grundannahme ist jedoch Voraussetzung für ein tiefgehendes Verständnis der pragerdeutschen
Literatur. Diskutiert werden in der Arbeit also nicht allein die literarischen Zusammenhänge um
Franz Kafka sondern ebenso der Bedeutungsaufwuchs Prags in der deutschsprachigen Literatur der
Moderne und Autoren wie Friedrich Adler Paul Leppin oder Max Brod.