Die Grundthese dieser Arbeit ist dass der Leviathan von Hobbes nicht in erster Linie ein Buch
der philosophischen Theorie ist. Vielmehr sollte er wirken nämlich auf die Imagination seiner
Leser. Es steht zuerst im Dienst einer Strategie der Beeinflussung und die Suche nach Wahrheit
hat dabei nicht selten das Nachsehen. Allerdings ist diese Verflüchtigung der Wahrheit wiederum
systematisch begründet denn die Rolle die die Imagination im Leviathan spielt (im Gegensatz
zu Hobbes' früheren Büchern) untergräbt von Anfang an sowohl die empiristischen als auch die
materialistischen Grundlagen auf denen Hobbes steht. Erkenntnis und Wirklichkeit geraten im
Licht einer unkontrollierbaren Imagination ins Schillern. Und doch kann das Opfer der Wahrheit
das Hobbes bringt ihn nicht kalt lassen. Seine kuriose Eschatologie lässt sich dann als
Versuch lesen mit der eigenen Sünde dem Götzendienst am sterblichen Gott Leviathan seinen
Frieden zu machen. Hobbes steht so als Vorbild des Großinquisitors bei Dostojewski da der
ebenfalls das ultimative Opfer bringt und den Menschen die Verantwortung der Freiheit der sie
nicht gewachsen sind auf seine eigene Gefahr hin abzunehmen sucht.