Als in der spätscholastischen Epoche der philosophische Ausdruck sich von der streng
theologischen und religiösen Exegese entfernt und einer genuin humanen Selbstvertretung
annähert ist Ockham am ehesten und im Grunde allein erfolgreich in der Formulierung eines
rationalen Formativs worin der Mensch zur Gegenstellung gegen die göttliche Person ihre
Intellektion und Willenshaltung und die offenbarte Wahrheit gelangt. Er erweist sich als
brillant und virtuos in der Handhabung von Induktion persuasio und Reprobation d.h. im
Prinzip: der Widerlegung fremder Meinungen. Er ist weniger erfolgreich bei der direkten
Fixierung der Fehlgriffe anderer Scholastiker wenn sie methodisch nicht ausgewiesenen Lösungen
zuneigen worin jede Problematik unterlaufen wird. Ockham hat da außer bei Duns Scotus auch
keine aristotelische Expertise mehr zur Verfügung. Das verweist darauf dass neuzeitliche
wissenschaftliche Antworten gefordert waren die mit der scholastischen Einstellung nichts mehr
gemein hatten. Das war in der mittelalterlichen Epoche aber nicht verhandelbar. Ebenso konnten
Ockhams Abgrenzungsversuche nicht verstanden werden. Schon die Bestrebungen Scholastiker
umstandslos vor kirchliche Strafgerichte zu ziehen offenbaren die Erschöpfung des Zeitalters.