Die Beziehung zwischen Theodor W. Adorno und Paul Celan stecktvoller Widersprüche. Ihr
Briefwechsel aus den sechziger Jahren istspärlich persönliche Begegnungen sind selten. Hinzu
kommt: Celanfühlt sich von Adornos ersten skeptischen Sätzen über Gedichtenach Auschwitz
angegriffen und äußert sich privat überaus kritischzu Adornos Haltung zum Judentum.
Andererseits liest Celan intensivAdornos Schriften und wünscht sich einen Essay von ihm über
seinWerk. Und Adorno? Der schreibt zwar nicht den versprochenen Essay hält aber Celan für den
bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikernach 1945.Der Grund für diese wechselseitige
Wertschätzung liegt in der ausgeprägtenAffinität ihrer Dichtung und Philosophie die ein
Großteil derForschung bis heute unterschätzt. Ausgehend von der aporetischen Situationvon Kunst
nach Auschwitz wenden sie sich dem Absurden undDunklen zu und entwerfen eine Ästhetik des
Bilderverbots. »Kunstfeindschaft« und »Involution« heißen die Schlagworte ihrer
geistigenVerwandtschaft die jedoch eine wichtige Grenze hat. Während jüdischeErfahrungen
Celans Lyrik tief prägen subsumiert Adorno dieseoft genug seiner - wenn auch negativen -
dialektischen Logik.