Die »aufgeklärte Aufklärung« die sowohl von der phlegmatischen Systemsoziologie als auch von
der hysterischen Diskurstheorie seit Jahrzehnten mit unerhörtem Erfolg gepredigt wird erweist
sich als eine illusorische Tautologie die den Schein des Systems und der organischen
Tragfähigkeit in der emsigen Textproduktion zu wahren versucht. Beide Modelle verkörpern die
uneingestandene Standpunktlosigkeit und den Selbstbetrug des Geistes die das postmoderne
Zeitalter charakterisieren und zum Siegeszug des gegenwärtigen permissiven Relativismus
beigetragen haben der für alles Verständnis und Rechtfertigung sucht. In Namen der
Rationalität und einer bemühten Überwindung der Letztbegründung verselbständigen sich System
und Diskurs sodass Weltgesellschaftsanschauungen konstruiert werden die als Rückschritt zu
einer vorkritischen Stufe des Denkens zu entlarven sind. Das Problem der universalen Geltung -
der formalen Begründung der ethischen und der rechtlichen Normen - wird als ungelöst unlösbar
oder dogmatismusverdächtig eingestuft und losgelassen. Angetreten um die Überholtheit der
abendländischen Tradition zu verkünden haben diese Modelle verdeutlicht dass Philosophie als
echtes Denken mehr denn je erforderlich ist.