Dass Kleider Leute machen ist sattsam bekannt. Nicht nur wegen Gottfried Kellers Geschichte
sondern auchso. Aber wegen jener besonders. Deshalb erfreut sie sich eines großen Zuspruchs
weil sie das verständlich Bekanntenochmals bekannt und verständlich macht.Das ist vielleicht zu
viel des Guten und weniger gut für die Geschichte. Bloß glänzende Fassade ist sie keinesfalls
sondern vielschichtiges Sprachkunstwerk. Mit vielen Bildern versehen die biblisch märchenhaft
und auchtheaterträchtig anmuten. Versteckt oftmals im Handlungsgang des Geschehens das umso
sorgsamer nachzuerzählenist.Deckt man sie auf die Bilder entbirgt die Geschichte gleichsam
eine zweite dazu. Eine ganz alte und eine fastneue. Eine Komödie und fast eine Tragödie. Eine
wunderliche und eine fast unerbittliche. Eine himmlische undeine fast höllische. Eine mit
Aufblühen und eine mit Erstarrung. Eine über das Fremd-Sein und übers Fremd-Bleiben. Eine mit
einem Fremden am Anfang und am Schluss.Fremdsein ist die Nabe um die das Rad sich hier dreht.
»Komm fremder Mensch.« Vielleicht ist das der Kernsatz einer Geschichte für die Kleider
Mäntel und Pelzmützen nur Beiwerk. Denn ungeachtet dessen welche Kleider auch geschneidert
die Figuren kommen aus ihrer Haut nicht heraus.