Der 1873 im fränkischen Fürth geborene Wassermann war in einem von Armut und Lieblosigkeit
geprägten kleinbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen. Der acht Jahre jüngere Wiener Zweig
hingegen stammte aus einer wohlhabenden großbürgerlichen Familie. Ungeachtet der
biographischen Unterschiede entwickelte sich eine beständige Bekanntschaft zwischen den beiden
die bis kurz vor Wassermanns Tod dauerte. Sie beruhte auf Wertschätzung und Respekt für den
jeweils Anderen und sein literarisches Werk sowie dem Wissen dass sie als Juden gemeinsame
Erfahrungen teilten. Die Lebensbekanntschaft und der unveröffentlichte Briefwechsel zwischen
Wassermann und Zweig sind bisher noch weitgehend unbeachtet geblieben. Die nähere Beleuchtung
der kollegial-freundschaftlichen Verbindung veranschaulicht jedoch das Schicksal zweier
jüdischer Schriftsteller die zwischen zwei Weltkriegen auf ungleichen Wegen zu den
bekanntesten Vertretern der deutschen Literatur ihrer Zeit wurden. Indem ihre Leben
gegensätzlich waren und sich zugleich einander in manchen Aspekten ergänzten kann die
Betrachtung der Lebensbekanntschaft einen Beitrag dazu leisten die Geschichte dieser prägenden
Generation jüdischer Autoren um einen wenig erforschten Aspekt zu vervollständigen.